Hallo Schweiz  

Die Wurzeln, die Heimat und wo ich gerne lebe…

Natürlich ist Bern meine neue Heimat geworden, da ich hier arbeite, lebe und einen neuen Freundeskreis aufgebaut habe. Auch ist die Schweiz für mich fester Bestandteil im Leben. Die Kultur, das Land, die Menschen und einfach all das, was man hier erlebt.

Dennoch kann man die Wurzeln nie komplett abschneiden oder seine ursprüngliche Heimat leugnen. Das würde ich auch gar nicht wollen. Schliesslich hat man ja da seine Kindheit verbracht. Und so ist es auch nur normal, dass ich hier und da, wenn ich Zeit habe, meine Freunde in München besuche, was immer wieder zu einem Highlight wird und auch Balsam für meine Seele ist. Der alten Zeiten gedenken, die Orte besuchen, an denen man in jungen Jahren mit seinen Freunden abgehangen ist, aber auch die Stadt München auf’s Neue zu erkunden. Jede Stadt lebt, auch München. Und mit der Zeit verändert sich auch das Stadtbild. Was wir kannten, ist weg und wurde durch was Neues ersetzt, aber manches ist so, wie man es aus seiner Jugend kennt. Ich bin oftmals immer wieder auf’s Neue erstaunt, wie sich das Stadtbild doch gravierend verändert, wenn ein Gebäude oder Areal, das man aus seiner Jugendzeit kennt, plötzlich neue Gebäude aufweist und man sich einen Augenblick lang die Frage stellt: “Bin ich hier richtig…?”

Aber der Besuch der städtischen Museen und Einrichtungen ist immer wieder auf’s Neue schön. Oder einfach mal an der Isar entlang laufen… von der Stadt bis nach Grosshesselohe… und dann an seinem Kindergarten vorbeikommen. Wenn man auf diese Weise sein Leben neu “erlebt”, kann man sagen: “Ja, ich habe durchaus schon so Einiges erlebt…” – Dabei merkt man, dass zumindest an manchen Orten die Zeit stehengeblieben zu sein scheint und die Kindheits- und Jugenderinnerungen wieder ins Gedächtnis zurückkommen. Früher hat man dazu Jahrzehnte alte Fotografien genutzt, heute nutzt man moderne Technik und elektronische Gadgets.

 

Im deutschen Museum

Natürlich hat sich auch einiges verändert. Konnte man früher als kleiner Stöpsel für gerade mal 2.50 Mark ins Deutsche Museum, so kostet der Eintritt heute satte 14 Euro als Erwachsener, was zur damaligen Zeit nicht weniger als 28 Mark waren und als Kind werden 4.50 Euro aufgerufen. Das ist zwar auch nicht wenig, aber für das Gebotene durchaus als günstig zu betrachten! Hach, was war Kindsein doch einfach. Aber um so mehr war es dann ein Highlight, durch all die Abteilungen zu wandern… überall die Schaukästen und die Knöpfe und Handräder, die diesen dann Leben einhauchen. Geht man heute als Erwachsener rein, sieht man die Welt anders. Heute liest man aufmerksam die Texte und Kennzahlen durch, wie zum Beispiel von der rechts abgebildeten Dampfmaschine, welche 1908 in Winterthur (jaja, die Schweizer nämlich!) gebaut wurde. Heute bewundert man die Präzision mit der die mittlerweile über 100 Jahre alten Maschinen gebaut wurden und heute ihre Eleganz im Deutschen Museum darbieten. Heute interessiert man sich für die Details, anstatt durch all die Objekte zu flitzen, nur Flausen im Kopf habend. Aber das beweist auch eines: Man ist nie zu jung oder zu alt, um mal ins Deutsche Museum gehen zu können. Ob allein oder auch mit Freunden. Besonders ist der Aha-Effekt gross, wenn die Begleitperson ebenfalls anmerkt, schon länger nicht mehr im Deutschen Museum gewesen zu sein. Erst im Erwachsenenalter wird einem bewusst, dass man das Deutsche Museum kaum an einem Tag bewältigen kann, wenn man sich mit den Themen etwas detaillierter auseinandersetzt. Dann langen die 7 Stunden Öffnungszeit an einem Tag kaum aus, hat das Deutsche Museum doch etliche Themen, die es zu erkunden gilt. Die Faszination des Bergwerks hat auch heute ihren Reiz nicht verloren und man geht mit Freude durch die engen Nachbildungen des Bergwerks. Einmal mehr stellt man sich die Frage, wo man sich gerade im Gebäude befindet, wenn man durch die engen Schächte wandert, dem Auf und Ab der Gänge folgend. Wer also in München ist und an einem regenreichen Tag keine Ahnung hat, was er unternehmen soll, dem sei das Deutsche Museum sehr ans Herz gelegt. Man ist im Trockenen und tut gleichzeitig was für sein Allgemeinwissen. Und dafür ist man bekanntlich nie zu alt!

 

Der Tierpark Hellabrunn

Aber auch der Tierpark Hellabrunn weckt viele Erinnerungen. Was war das für ein Erlebnis, wenn man für zwei Mark in den Zoo konnte und die Tiere der ganzen Welt bewundern konnte. Auch hier galt die Aufmerksamkeit eher den Tieren. Damals war das Füttern mittels Futterautomaten noch erlaubt. Es nahm aber Überhand und tat den Tieren nicht gut, also wird heutzutage auf eine Fütterung durch die Besucher weitestgehend verzichtet. Klar, dass man dann die Tiere nicht auf “Kommando” ins Sichtfeld holen kann, aber das sollte auch nicht Sinn und Zweck eines artenschützenden Geozoos sein (Hellabrunn ist einer der wenigen Geozoos weltweit!). Auch hier ist der Eintritt heute deutlich teurer. Kinder liegen bei 6 Euro, die Erwachsenen haben 15 Euro zu entrichten. Aber das Geld kommt der Tierparkstiftung zugute, die stets um den Erhalt dieses kleinen Naturjuwels sorgt. Man sieht dem Zoo an, dass er mit der Zeit geht und die Tiere sicher kein ödes Dasein fristen oder schlimmer, unter prekären Situationen gehalten werden. Nein, der Tierpark Hellabrunn weiss, die Lebewesen gut zu umsorgen, damit auch die heutige Generation die immer mehr vom Aussterben bedrohten Tierarten noch lebend sehen kann. Leider sterben immer mehr Tierarten aus. Zeit, dem, so gut es geht, entgegenzuwirken. Der Tierpark Hellabrunn leistet hier vorbildliche Arbeit, daher kann ich hier nur mein Lob aussprechen! Wer also in München ist, sollte (am besten bei schönem Wetter!) dem Tierpark Hellabrunn einen Besuch abstatten. Auch hier gilt: Viel Zeit mitbringen. Die Erklärungen auf den Tafeln und Schaubildern sind interessant zu lesen und die täglichen Shows, die es zu meiner Jugendzeit eben nicht gab, sind allemal ein Erlebnis! Wer mit Kindern unterwegs ist, wird dort auf jeden Fall auch mal den Streichelzoo oder eben die Abenteuerspielplätze aufsuchen können. Als Erwachsener hat man seine eigenen Pläne und kann sich aufgrund der verschiedenen Themengebiete auch eine Route zusammenstellen. Man möchte nicht glauben, wieviele Aha-Effekte ich erlebt habe! Auch waren die neu hinzugekommenen Gebäude, wie auch die neu überarbeiteten Gebäude definitiv ein Hingucker. Dank des elektronischen Zeitalters kann man sich auch, wenn man es möchte, von einer App als Tourguide durch den Zoo und seine Attraktionen führen lassen. Ob das dann aufgrund der Aufgewühltheit des Nachwuchses möglich ist, ist eine andere Sache.

 

Die Kindheit, Grosshesselohe und die Isar

Natürlich darf auch die Kindheitserinnerung nicht fehlen, also die Zeit, in der noch nicht einmal Schule, ABC und Lernen einen Teil der Freizeit ausmachten. Nein, die Zeit, in der man einfach nur draussen im Garten rumgetollt hat, oder drinnen sich mit allerhand Spielzeug stundenlang vergnügen konnte. Der Kindergarten befindet sich auch heute noch in Pullach, sehr nahe am Großhesseloher Isartalbahnhof. Nebenbei angemerkt: Es ist die einzige, mir bekannte Station mit einem zweizeiligen Bahnhofsschild und ich bin in Deutschland mittlerweile viel rumgekommen, um diese Aussage zu tätigen! Wie würde Spock von der Enterprise sagen: “Faszinierend!” – Mit zunehmendem Vorschulalter wurde dann doch darauf Wert gelegt, dass die Deutschkenntnisse auf Grundschulniveau gehoben wurden. Da ist eine Logopädie nicht unausweichlich gewesen und half mir damals dabei, meine zum Teil gravierenden Sprachlücken (die auch gewissen Umständen geschuldet waren) zu beheben. Ja, Kindergartenzeit, das war die Zeit, wo man sich um Sachen, wie Geld, Arbeit etc. keine Gedanken gemacht hat. Da ging es lediglich ums Frühaufstehen (was man auch als Kleiner schon gehasst hat!) und dann am Nachmittag heim kommen. Zu der Zeit passierte auch das schreckliche Reaktor-Unglück in Tschernobyl. Wir konnten als kleine Kinder nicht erfassen oder verstehen, was das genau bedeutet hat. Aber wir durften an mehreren Tagen (speziell bei Regen) nicht mehr im Garten spielen, weil die Natur schädliche Stoffe in der Luft hatte. Radioaktivität war für uns Kleine eben eine Unbekannte. Wer hat mit 5 Jahren auch schon Ahnung, was ein Radionuklid ist und was es mit dem Kernzerfall und der dabei freigesetzten Energie/Strahlung auf sich hat? Uns war es egal, was Gammastrahlen waren. Wir konnten nur nicht raus spielen und das war für uns Kleine ein ziemliches Desaster! Ich kann mich noch genau an die Zeiten erinnern, als die alte Grosshesseloher Brücke noch stand. Züge ratterten an uns vorbei, waren die Gehwege auf Höhe der Gleise. Es wurde dann immer sehr laut und wir hielten uns die Ohren zu. Aber schon während der Kindergartenzeit wurde die alte Grosshesseloher Brücke abgebaut und durch die neue ersetzt, wie man sie im Bild rechts erkennt. Das schräge Stahlfachwerk ist für diese Zeit einzigartig gewesen. Die Züge rattern leise über einen hinweg. Kein Ohrenzuhalten mehr. Ja, die Zeiten ändern sich… Und doch war sie da, die Neugier. Wo floss die Isar weiter hin, wenn man nach Norden schaute? Was war weiter im Süden? Als Kleiner war man da doch sehr lokal eingeschränkt. So frei rumlaufen, wie man es heute als Erwachsener kann… nun, das war als Kindergartenkind eben nicht möglich. Genau darum erkunde ich heute so gern die Gebiete rund um meine ehemaligen Perimeter. Manches ist gleich, manches hat sich aber auch verändert.

 

Jugendzeit – Oder: “Jaaaa, mir san mit’m Rad’l da…”

Im Jugendalter war man dann doch öfter draussen und, wie sollte es auch anders sein, unternahm ich öfters auch mal Radtouren allein oder mit Freunden (bevorzugt an der Isar entlang). Auch hier war dann meist eher das Wochenende die Zeit der Erholung und des Rumtollens. Wenn ich heute an der Isar entlanggehe, erkenne ich zwar vieles noch aus meiner Jugendzeit, aber auch hier hat es Veränderungen gegeben. Die Isar ist nicht mehr einfach nur ein begradigter Fluss durch die Stadt, sondern wurde renaturiert, um dem fast jährlich auftretenden Hochwasser Einhalt zu gebieten. War das Hochwasser damals eine Sensation, denn der Fluss war dann dreimal so breit und ein seltenes Naturphänomen, so ist das heutige Hochwasser ind seine Flusslaufsform identlisch mit der Normalwassersituation. Das ist aber auch gut so. War die Isaraue ein Ort des Grillens und lief man einen geraden Weg bis hoch zur Wittelsbacher Brücke, ist der Weg heute verschnörkelt. Aber auch, wenn man heute die anderen Wege erkundet, also links der Isar, die für Fahrradfahrer eher weniger attraktiv sind, so stelle ich fest: “Hoppla, das ist aber auch alles neu!”. Auch in den nächsten Jahren wird das Isarufer sein Erscheinungsbild verändern und man kann die Stadt immer wieder auf’s Neue entdecken. Während meiner Zu-Fuss-Touren habe ich also das linke Isarufer entdeckt und bin erstaunt, was ich so alles als Kleiner verpasst habe und was alles am Isar-Werkkanal, wo auch die Flösser langfahren, los ist. Kaum zu glauben, dass ich da nie lang bin. Aber als Kleiner hatte man auch kein Google Maps oder Smartphone, um sich stets über seinen Aufenthaltsort zu informieren. Ja, früher war eben nicht alles besser, wie man es so oft immer wieder einmal hört. Früher war das Navigieren in einem grösseren Umfeld ohne grosse Orientierungshifen eben schwieriger. Aber das heisst jetzt auch nicht, dass man heute als Erwachsener nicht eben diese verpassten Gelegenheiten nicht nachholen soll. Im Gegenteil: Jetzt sollte man die Gelegenheit beim Schopf packen und losziehen, während man sein Leben in Erinnerungsbildern Revue passieren lassen kann. Es ist allgemein eine Entdeckungsreise und wie man die Dinge damals gesehen hat, im Vergleich zu heute. Fantastisch, wenn man sich bei ein bisschen Laufen plötzlich an Dinge wieder erinnert, über die man im Alltag so kaum nachdenkt. Und wenn man dann am Abend auf seine Smartwatch schaut und dann feststellt: “Hoppala… habe ich da heute echt 21.9 km auf dem Tacho zu Fuss runtergerissen?”, dann weiss man, dass man sich auch noch was Gutes dabei getan hat. Man könnte dies jetzt in der neudeutschen Formulierung auch als Win-Win bezeichnen, aber das ist hier jetzt nicht Zweck, noch habe ich Lust, an solch neumodischen Sprach-Kram meine Gedanken zu verschwenden. Jedenfalls war der Tag sehr ereignisreich und ich bin öfters mal in mich gekehrt und habe mich gefragt: “Warum habe ich all das nicht schon viel früher gemacht?”. Es gibt von Hermann Hesse ein schönes Zitat dazu, dass einem vor Augen hält, dass man spontan das tun sollte, was man schon lange tun wollte: – “Wenn nicht jetzt, wann dann?”

Mit diesen Worten beende ich auch meinen Exkurs durch meine letzten 40 Lebensjahre, die allesamt sehr ereignisreich waren. Es gab gute, wie schlechte Zeiten, Es wurde viel gelacht und geweint, aber das alles gehört zu einem ereignisreichen Leben dazu. Und wenn man dann Freunde hat, die einen über eine sehr lange Zeitperiode mitbegleitet haben, so hat man mehr, als so Mancher, der Millionen an Geld auf dem Konto hat, dafür aber nur falsche Freunde. Das wahre Leben und echte Freunde kann eben kein Geld der Welt bezahlen!

An dieser Stelle danke ich all meinen langjährigen Freunden, die mit mir jetzt seit 10 Jahren und länger befreundet sind und mit mir Vieles erlebt haben, was ich hier im Kurzdurchlauf erwähnt habe. Auf daß wir auch die kommenden Jahre und Jahrzehnte miteinander durch Dick und Dünn gehen! Vergelt’s Gott!

Ich hoffe, der kleine Exkurs durch meine letzten 40 Jahre war für Sie genauso ein Genuss, zu lesen, wie für mich, diesen zu schreiben…


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