Beruflicher Werdegang Und doch in München… 

Zeit, die weite Welt zu erkunden… und wenn es nur 480km sind!

SchweizflaggeDa stand ich nun an jenem 28.02.2007 vor meinem wohl schwierigsten Entscheid im Leben. Das letzte Projekt wurde nach nur einem Monat Laufzeit vorzeitig beendet. Es war bei der Knorr-Bremse in München, wo ich mich nicht so recht einfinden wollte. Jedenfalls schien die Chemie zwischen den anderen Kollegen und/oder dem Projektleiter nicht zu stimmen. Ich beendete gerade meinen letzten Arbeitstag und schritt aus der Werkspforte der Knorr-Bremse, als mich eine Schweizer Nummer auf meinem Handy angerufen hatte. Genauer gesagt, war es Herr Aldo Luck, der sich am anderen Ende aus Pfäffikon (im Kanton Schwyz) meldete und mich angefragt hatte, ob ich für ein Projekt zu haben sei. Freudig über den Event, dass sich so schnell eine neue Möglichkeit aufgetan hatte, bejahte ich diese Frage natürlich. Ich dachte: Okay, so innert 14 Tagen habe ich eine neue Herausforderung.  Mal wieder ausserhalb der Tore Münchens, diesmal sogar in einem anderen Land. Nach einem kurzen Interview habe ich allerdings auch schnell zu verstehen bekommen, dass Schnelligkeit gefragt war. Jedenfalls war das Auditing bereits für den 1.3. angesetzt. Wir bedenken: Feierabend gemacht gegen 12 Uhr, Anruf erhalten, 14 Uhr daheim gewesen. Was tun?

 

Neue Wege beschreiten…

Muc_hbfAlso rasch das Onlineportal der DB gecheckt und die Tickets nach Bern ausfindig gemacht. Oh Schreck. 16:32 Uhr… bisschen knapp! (die 18:32 Uhr Verbindung gab es zu der Zeit nicht!) – also Nachtzug. Abfahrt um 22:58 Uhr in München, Ankunft irgendwann um 2 Uhr nachts in Stuttgart (ich hätte nie gedacht, dass Nachtzüge so extrem lahm sind…), dort dann bis 4:45 Uhr verweilt, Weiterfahrt nach Basel SBB mit Ankuft um 06:12 Uhr. Dann 06:23 Uhr Abfahrt Richtung Bern, Ankunft um 07:19 Uhr. Besonders sei zu erwähnen, dass Schweizer Züge eine Perfektion an Pünktlichkeit an den Tag legen, die man bei den Fernzügen der DB oftmals schmerzlich vermisst! Befremdlich wirkte hingegen, wenn am Anzeigetableau eine Verspätung eines lokalen S-Bahnzuges mit 2 (zwei!) Minuten Verspätung angekündigt wurde. So eine Präzision kannte ich von der Münchner S-Bahn nie. Zumindest ließ man Verspätungen bis ca. 10 Minuten dezent unter den Tisch fallen, gemäss dem Motto, der Fahrgast merkt’s schon nicht. Man muss die deutsche Bahn lieben oder hassen… mit all ihren Schwächen und Stärken. Aber hauptsache war, man kam am Zielort an… möglichst ohne grosse Verspätungen!

 

Grüessech wohl…

bern_bahnhof_2012_23Angekommen am Berner Bahnhof, alles neue Leute, eine ganz andere Welt. Natürlich ist man als Metropolist nicht ganz so sehr überrascht vom hektischen Leben, wie es auch in Bern vorherrscht, aber man merkte doch, dass etwas anders war. Jedenfalls habe ich mich ins nächstbeste Café begeben, um auf meinen Gesprächspartner um 8 Uhr zu warten. Es stellte sich heraus, dass ich von einer sehr freundlichen und hilfsbereiten Assistentin begrüßt wurde. Wir tauschten uns über den Ablauf des Gesprächs aus und die weiteren Prozesse nach dem Audit. Das Audit selbst, war dann um 9 Uhr. Das Gespräch in lockerer Atmosphäre sollte mir das neue Projekt bei der SBB näherlegen. Mein Einsatzort: Erstmal lokal in Bern, später dann schweizweit in der Zentral- und Ostschweiz. Eine faszinierende Zeit. So konnte ich die Schweiz erkunden und das während meiner Arbeit. Wer findet so einen Job nicht klasse? Das Warten bis 15 Uhr gestaltete sich dann wie eine halbe Ewigkeit. Zuerst mal Einchecken im Hotel, denn ich war für 3 Tage eingeladen worden, erkundete ich meine Umgebung erstmal. Wie es so üblich ist für einen Touristen, habe ich mir eine Karte besorgt. Erstmal zurechtfinden… ÖV, was ist wo? Zeitvertreib, wie sind die Laufzeiten von wo nach Wo, welche Wege gibt es… halt was einem so alles durch den Kopf schwirrt.Bundeshaus_Aare

So bin ich dann also die drei Tage unterwegs gewesen, in denen ich auch festgestellt hatte, dass 250 Euro in der Schweiz nicht wirklich lang reichen.

Aber an der Aare war es schon angenehm zu laufen. Ein bisschen Heimatgefühl kam dann doch auf, denn Aare und Isar sind sich ähnlich, mit dem Unterschied, dass die Aare doch etwas kurviger einher geht. Die weiten Ufer luden im Sommer jedoch zum Grillieren (schweizerdeutsch für: Grillen) ein. Faszinierend waren in jedem Hinblick aber die Brücken, die sich über das Aaretal spannen. Mit bis zu 50m über dem Grund ist man dann sogar weiter über dem Boden, als die Großhesseloher Brücke über die Isar (32m). Leider sollte sich herausstellen, dass diese Brücken auch oft dazu einluden, sich das Leben auszuknipsen. Jedenfalls las man in der Lokalpresse häufig, dass wieder jemand sich von einer der zwei hohen Brücken gestürzt hatte.

Als dann der erlösende Anruf kam, dass ich im Projekt bin, fiel mir ein Stein vom Herzen. In diesen drei Monaten sollte sich auch herausstellen, dass ich dauerhaft in Bern bleiben würde. Denn in der Zeit hatte ich einen Headhunter von der ticketpro getroffen, mit dem ich mich etwas über meine bisherige berufliche Laufbahn unterhalten hatte. Etwas später setzte er mich davon in Kenntnis, dass mein heutiger Arbeitgeber auf der Suche nach IT-Fachkräften war und ob ich Interesse hätte an einem langfristigen Projekt mit Bereitschaft zur Festanstellung. Was konnte mir Besseres passieren? Auf der einen Seite standen meine Familie und meine Freunde in München, auf der anderen Seite mein Weiterkommen im beruflichen Umfeld. Es war eine teils schwere Entscheidung, denn sie verlangte Eines von mir: die Aufgabe meines Wohnsitzes in München.

 

Goodbye München…

HadernerSternMit Wehmut habe ich meine Wohnung in München also aufgelöst, denn in der Wohnung habe ich sehr viele Abende mit meinen Freunden verbracht. Wer denkt, dass ein solcher Schritt einfach ist, wird sehr schnell feststellen, dass dem nicht so ist, ist er erst selbst einmal davon betroffen. Es war schon sehr praktisch, die Leute anzurufen und zu einem Spontanbier einzuladen, wohnte einer von ihnen doch glatt mir gegenüber. Das war zukünftig mit meinem Wegzug nach Bern nicht mehr drin. Aber, wie bereits geschrieben, ging es um meine berufliche Weiterentwicklung. Der Schritt in einen neuen Lebensabschnitt war vollzogen.

In der Zwischenzeit musste ich auch noch den Verlust meines Onkels (✝ 2009) und meines Vaters (✝ 2011) verarbeiten. Eine Zeit, in der ich eine ziemliche Downphase hatte, mir aber meine Freunde in München und in Bern immer wieder den Rücken gestärkt hatten. Das Leben muss weitergehen. Ab jetzt heisst es, gänzlich auf sich selbst gestellt zu sein, die helfende Hand in der Familie gibt es nicht mehr. Mit dem Wegzug meines Bruders aus München, der nun auch in Bern lebt und stolzer Vater ist, fiel somit die letzte Bastion der Familie Koschany in München. Nun sind wir in der Schweiz, wo ich mich mittlerweile sehr gut eingelebt habe, eine grosse, angenehme Wohnung habe und immer wieder viel Neues erlebe. Unter dem Strich bleibt zu sagen, dass der Neuanfang in Bern vermutlich das Beste war, was mir hätte passieren können. Ich blicke heute auf die letzten 13 Jahre zurück und kann stolz sagen: “Du hast viel erreicht in dieser Zeit trotz all dieser Schicksalsschläge”. Das Schöne ist aber vor allem, dass die verbliebenen Freunde mir auch heute noch zur Seite stehen und mir immer wieder eine Unterkunft bieten, wenn es darum geht, mal wieder München unsicher zu machen. In diesem Sinne an euch alle ein typisch bayrisches “Vergelt’s Gott!” und “Merci, dass es euch gibt!”

 

Willkommen im BIT – Bienvenue à l’OFIT…

BIT_BernSeit nunmehr 17 Jahren (2008-2025) bin ich nun beim Bundesamt für Informatik und Telekommunikation – BIT angestellt. Eine Zeit, in der ich mich beruflich immer weiter entwickelt habe und auch auf einen wahnsinnig aufschlussreichen Erfahrungsaufbau zurückblicken kann. Auch macht mir meine Arbeit sehr Spaß, wennauch es ab und an ziemlich stressig hergeht. Dann wird eben eines meiner Hobbies am Wochenende (oder wann immer auch Zeit dazu ist) in Angriff genommen und Ausgleich geschaffen. Und wer sich fragt, wie es mit dem Bärndüütsch steht: “Es goht es jeds Mau e chly bässer u bässer.” (Es geht jedes Mal ein kleines bisschen besser und besser) – Wer es verstehen und sprechen will, dem helfen die Berner gern und korrigieren Einen. Wichtig ist immer die Höflichkeit zu wahren. Ein paar Leitsprüche, die mich in diesen sechs Jahren immer begleitet haben: “Es jeds Mau wenn Du öppis wosch sage odr mache, tue immer e chly an es rots Lämpli dänke: Warte!” (Jedes Mal, wenn Du etwas tun oder sagen willst, denk’ an ein rotes Lämpchen: Warten!”). Auch der französische Spruch “C’est le son, qui fait la musique!” (Der Ton gibt die Musik), hat mir immer wieder den richtigen Weg gewiesen. Wer die Schweizer als hochnäsig und voreingenommen ansieht, kennt sie einfach nicht, denn bisher habe ich immer wieder nur Gutes erfahren dürfen. Nun ist es an der Zeit, die Familienplanung voranzutreiben und einen eigenen Familienstand zu gründen.

 


 Beruflicher Werdegang Und doch in München…